Vor 175 Jahren – Wartenburg und die Folgen der März-Revolution 1848

Es war die die Deutsche Revolution von 1848/49, begonnen mit der Märzrevolution 1848, die für gesellschaftliche Umbrüche sorgte, die auch bis nach Wartenburg schwappten.
In ihren lokalen Ergebnissen kam Wartenburg der damalige Pfarrer Maximilian Gustav Rüffer abhanden.
Des Pfarrers 2. Amtsnachfolger – Gustav Wernecke – berichtet in seinem Buch „Wartenburg einst und jetzt“ darüber:

„Das Jahr 1848 hat seine Wellen auch in unser damals noch abgelegeneres und stilleres Dorf geworfen und eine ungewöhnliche Erregung der Gemüter hervorgerufen.
Eine Versammlung zur Aufstellung eines Wahlmannes für die Wahl eines Abgeordneten hat erst in der damaligen Schenke des Richteramtes getagt und dann die Verhandlung im Freien unter dieser Linde (der zukünftigen „Bismarck-Linde“) fortgesetzt, weil es vermutlich im ersten Lokale zu tumultartig hergegangen ist.
Man hat keinen besseren Mann für dieses Amt zu finden gewusst, als den alten Gänsehirten Krüger, der mit in Frankreich gewesen war und von dort nach Meinung seiner Wähler eine besondere politische Erleuchtung und Redfertigkeit mitgebracht hatte.
Das hat den damaligen Pfarrer Rüffer, der auch als Kandidat genannt war, so verletzt, dass er alsbald seine Entlassung aus dem Pfarramt nachgesucht und erhalten hat.“


Nun, so war es also vor 175 Jahren, als man sich mit revolutionärem Elan die Köpfe heiß redete.
Wohlgemerkt, es sollte „nur“ ein Kandidat gewählt werden, der dann später einen Kandidaten für die Frankfurter Nationalversammlung wählen sollte und damit war die Mission dann schon erfüllt.
Die besagte Linde stand zu jener Zeit auf einem kleinen Weinberg im Garten des ehemaliger Börnerschen Kossätengutes (heute Zocher) und wurde einige Jahre später auf Veranlassung von Förster Wagner auf den heutigen Gemeindevorplatz verpflanzt. Geehrt sollte damit der Reichskanzler Otto von Bismarck werden und so blieb es die „Bismarck-Linde“.
1962 fand der Baum sein Ende und wurde gefällt. Mit eisernen Ringen war in den Jahren zuvor noch versucht worden, den Baum zusammenzuhalten. Es nützte auf Dauer nichts und der beliebte Treffpunkt mit Rundbank war Geschichte.

Geschichte waren längst auch die Beteiligten am 1848er-Wahlstreit.
Pfarrer Maximilian Gustav Rüffer, geb. 28.06.1798 in Sorau in der Nieder-Lausitz (heute Polen), hatte 1828 als Substitut (Hilfspfarrer) bei seinem Vater Gottlob Rüffer in Wartenburg angefangen.
Nach dessen Tod im Jahre 1831 übernahm er die Pfarrstelle.
Mit seiner gewünschten Versetzung in den Ruhestand (mit 50 Jahren!!), mit einem nicht unerheblichem Ruhestandsgehalt, welches der Nachfolger ihm zahlen musste, verzog Rüffer im Jahr 1848 nach Dresden und verstarb dort 1874 unverheiratet.

Über den Gänsehirten Johann Gottfried Krüger und seine politische Karriere als Wahlmann ist wenig bekannt.
Er wurde 1794 in Dabrun geboren und verstarb 1860 in Wartenburg. Als Landwehrmann vom 2. Merseburger Landwehr- Infanterie Regiment hatte er offensichtlich an den Befreiungskriegen 1813-15 gegen Napoleon teilgenommen.
Auch ansonsten war er ein guter Schütze. In seiner Ehe mit Elisabeth Schmidt brachte er es auf 12 Kinder.

(Günter Korge)

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