Wie verliefen die Jahre nach dem Thesenanschlag von Martin Luther am 31.10.1517 in Wartenburg?
Gustav Wernecke schreibt in seinem Buch "Wartenburg einst und jetzt" über das Wenige, was darüber bekannt ist.
Wir zitieren nachfolgend auszugsweise aus dem Buch:
Da halfen sich häufig die Gemeinden selbst und führten die neue Gottesdienstordnung bei sich ein, wenn es ging, mit ihrem alten Priester, der dann natürlich auch evangelisch werden mußte.
Nach dem damals bestehenden Rechte hatte der Landesherr einen bestimmenden Einfluß darauf, welchen religiösen Bekenntnis seine Untertanen angehören sollten, und so folgten natürlich diese in Kursachsen dem Vorgange ihres Kurfürsten Friedrich des Weisen; wie in Wittenberg ist jedenfalls nicht bloß in den Städten Kemberg, Schmiedeberg und Zahna, sondern auch in den benachbarten Dörfern alsbald der Gottesdienst nach der "deutschen Messe" geordnet und eingeführt worden, auch in Wartenburg.
Der Nachfolger Friedrich des Weisen, Johann der Beständige, ordnete im Jahre 1528 eine Visitation der Gemeinden in seinem Lande an, um allen Klagen und Verwirrungen, die bei dem schnellen Übergang aus den alten in die neuen Verhältnisse sich eingestellt hatten, abzuhelfen.
Die Kommission prüfte genau alles, was das kirchliche Leben angeht, die Pfarrer und Küster nach ihrer Amtstüchtigkeit und ihrem Wandel, das kirchliche und sittliche Leben der Gemeinden, die kirchlichen Gebäude usw.;
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Die Richter und jeglicher Hauswirt sollen fleißig zusehen, daß Gotteslästerung, überschwängliche Völlerei, Unzucht und Müßiggang nicht gelitten werden.
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Die Pfarrer sollen sich des Bierschanks und anderer unziemlicher Hantierung enthalten und christlichen Wandel führen, …
Die Bauern sollen ihren Zehnten den Pfarrern mit Fleiß und ohne Betrug, wie christlich und landgewöhnlich, auch Pacht mit Zins und Fleiß geben.
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Die Protokolle über die erste, im Herbst 1528 begonnene, und die zweite Visitation 1533 im Kreise Wittenberg befinden sich in der Universitätsbibliothek Halle.
Über Wartenburg entnehmen wir denselben, daß der Probst zu Wittenberg die Pfarre besetzt; künftig hat das Recht dazu die Universität. Der Pfarrer Silvester (deutsch Waldmann, wahrscheinlich vorher Mönch oder katholischer Priester) ist in der Lehre fleißig und leidlich befunden, hat über kein öffentliches Laster in der Gemeinde zu klagen, aber von den Bauern sollen zwölf nicht kommunizieren (=Beichte).
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Das Wohnhaus des Pfarrers ist bei der ersten Visitation dachlos und die Scheune ganz baufällig. Behausung, Stallung, Zieheborn (=Ziehbrunnen), Schweinkoben (=Schweinestall), Tor und Befriedung hat der Pfarrer "mit seinem Darlegen" erbaut.