Am kommenden Sonntag, den 03. September 2023 sind die wahlberechtigten Bürger der Stadt Kemberg und ihrer Ortsteile aufgerufen, das Stadtoberhaupt für die nächsten 7 Jahre zu wählen.
Nehmen Sie Ihr demokratisches Recht wahr und treten Sie an die Wahlurne!
Wer nicht wählt, ändert nichts und kann auch nicht sagen, das habe ich so nicht gewollt.
Zur Wahl stehen 2 Kandidaten, der Amtsinhaber Torsten Seelig (CDU) und Matthias Lieschke von der AfD.
Mit Bürgermeister Seelig sprach die Feldpost.
Torsten Seelig ist seit 2 Wahlperioden im Amt, erstmalig wurde er im Februar 2010 zum Bürgermeister gewählt.
Zuvor war er 7 Jahre lang Leiter des gemeinsamen Verwaltungsamtes in Kemberg.
Er ist 59 Jahre alt und wohnt im Ortsteil Uthausen.
Feldpost:
Wie sieht die Bilanz der letzten Wahlperiode aus Sicht des BM aus?
Torsten Seelig:
Wer mit offenen Augen durch unsere Ortschaften geht, und zwar durch alle Ortschaften, der sieht, dass viel entstanden ist unter meiner Regie – das stets unter Mitwirkung des Stadtrates, der Verwaltung und aller übrigen Beteiligten.
Ich betrachte es als meine persönliche Erfolgsgeschichte, dabei in vielen Punkten die Weichen in die richtige Richtung gestellt zu haben.
Wir haben tolle neue Kitas, wir haben neu ausgestattete Grundschulen, wir haben 19 Feuerwehren, die sich mit ihrer Kompetenz und ihrer Ausstattung schon sehen lassen können.
Auch wenn nicht alles auf dem neusten Stand ist, es ist eben immer die Frage, wie viel Geld zur Verfügung steht und deshalb betrachte ich es auch als Erfolgsgeschichte.
Was mich besonders freut ist, dass mit der seinerzeit sehr umstrittenen Fusion 2010 die Orte wirklich zusammengewachsen sind. Es ist in allen Ortschaften etwas geworden, keiner kann sich hinten angestellt fühlen. Es hängt auch immer davon ab, wie wir es schaffen, die geplanten Investitionen zu finanzieren.
Wir können mit ruhigem Gewissen – und nicht ohne Stolz sagen – die Kommune ist finanziell gesund. Wir haben als erste Kommune im Landkreis vom Rechnungsprüfungsamt einen uneingeschränkten Prüfungsvermerk erhalten für die abgeschlossenen Jahresrechnungen bis 2021.
Feldpost:
Was sind die neuen Herausforderungen der künftigen Wahlperiode, wo liegen die Schwerpunkte, speziell auch für Wartenburg?
Torsten Seelig:
Als großen Problempunkt sehe ich unsere vielen unbefestigten Straßen und Wege.
Wir sehen es jetzt bei den ganzen Starkregenereignissen, wie die Wege hinterher aussehen.
Es ist ein Riesenproblem, wo ich auch massiven Druck auf unsere Landesregierung machen werde, um dort entsprechende Fördermittelprogramme aufzulegen.
Ohne entsprechende Förderung werden wir es als Kommune nicht alleine stemmen und bezahlen können.
Man muss wissen, wir erhalten vom Land pro Jahr 511.000,- € Investitionspauschale.
Wie weit man mit 511.000,- € als Stadt kommt, kann sich jeder selbst ausrechnen, wenn mittlerweile jedes ganz normale Feuerwehrfahrzeug 450.000,- € kostet. Dann versteht man vielleicht auch, warum wir es uns nicht leisten können, jede Feuerwehr nagelneu auszurüsten.
Wichtigster Schwerpunkt der nächsten Jahre wird der Erhalt unserer bestehenden Infrastruktur werden. Das wird eine Riesenherausforderung.
Wir haben 10 Kitas, da bin ich ganz stolz drauf, wir haben 4 Grundschulen, wir haben 19 Feuerwehren, wir haben 15 Dorfgemeinschaftshäuser, wir haben Super-Vereine und Institutionen, wir haben großartige Seniorengruppen, die alle arbeiten, die alle dafür da sind, dass unser Leben in den Dörfern gestaltet wird.
Als weitere Herausforderung sehe ich die Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung. Es ist mir in den letzten Jahren gelungen, zwei Ärzte anzusiedeln.
Mit einer jungen Ärztin bin ich seit einigen Wochen im Gespräch.
Seit Jahren habe ich einen Zettel kleben, darauf steht „Fußweg Wartenburg“ (in der Straße „Zur Elbe„).
Der fürchterliche Zustand mit dem fehlenden Fußweg steht bei mir an Priorität eins.
Da kann keiner laufen, da kommt keiner mit dem Rollator bis zum Minimarkt.
Es gibt in Sachsen-Anhalt für Fußwege keine Fördermittelprogramme, nicht irgendetwas, wo man ansetzen könnte, um eine Finanzierung zu sichern.
Ich werde in meiner nächsten Amtszeit alle notwendige Energie darauf verwenden, einen praktikablen Weg für die die Erneuerung der Fußwege zu finden
Es darf kein grundhafter Ausbau werden, denn dann müsste ein Erschließungskostenbeitrag von den Bürgern eingefordert werden. Das kommt für mich nicht infrage.
Man hat zwar die Straßenausbaubeiträge abgeschafft, aber nicht die Erschließungsbeiträge, das sind zwei grundverschiedene Sachen.
Feldpost:
Der „Linkselbische Fahrradweg“ soll nun nach Jahren des Mühens endlich Wirklichkeit werden.
Wie ist der Stand der Dinge?
Torsten Seelig:
Das notwendige Trassenänderungsverfahren
(Anmerkung: Der Begriff ist irreführend, aber so festgelegt, es ist die Festsetzung für eine 2. Trasse, die erste Trasse auf der rechten Elbseite bleibt natürlich erhalten)
läuft unter Regie der Städte Kemberg und Bad Schmiedeberg, wir haben uns zusammengetan.
Ausweisung und Fotodokumentation obliegt der Verwaltung in Kemberg und das technische Verfahren (Anschreiben der Behörden) macht Schmiedeberg.
Ich hoffe, dass zum Jahresende das Verfahren abgeschlossen ist.
Feldpost.
Ein weiterer Schwerpunkt aus Wartenburger Sicht, der fehlende Deichbau in der Groben Sau?
Torsten Seelig:
Mit Frau Große-Sudhues (Anmerkung: neue Direktorin des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt) habe ich kürzlich eine Videokonferenz durchgeführt.
Sie hat die klare Aussage getroffen, dass an den bestehenden Zeitplanungen für die Grobe Sau nicht gewackelt wird, die Planungen laufen und die Planungsverfahren können nun mal nicht abgekürzt werden.
Es wird so sein, dass 2025 mit den Baumaßnahmen begonnen wird, das Geld ist da, das Geld wird nicht gekürzt.
So gefährlich wie dieser Bereich noch ist, weil er unsaniert ist, diesen Bereich schaffen wir im Ernstfall auch zeitnah zu verteidigen. Das muss man einfach auch mal sagen, um den Bürgern die Angst zu nehmen. Es gab eine Notsanierung in einem Teilbereich, der damals undicht war. Den Rest bekommen wir definitiv auch verteidigt.
2024 wird mit der Erhöhung des Booser Bogens begonnen werden. Es läuft jetzt die Ausschreibung, sodass wir nach Fertigstellung beim nächsten Hochwasser dort keine Kräfte mehr binden müssen.
Insgesamt hat man auf unserer Elbseite für alle Deiche knapp 19 Millionen Euro investiert (im Bereich Stadt Kemberg). Wir haben eine Deichlänge von etwas über 16 km. Von den 16 km sind bis auf die 1,2 km in der Groben Sau alle saniert. Das letzte Hochwasser 2013 hat gezeigt, dass die Deiche auch stehen.
Feldpost:
Wie wird der Anspruch aller Ortschaften auf gleichmäßige Berücksichtigung ihrer Interessen in der Arbeit des Bürgermeisters und des Stadtrates gewährleistet?
Torsten Seelig:
Ich denke, es ist uns in den letzten Jahren immer gelungen, uns untereinander, unter den Ortschaften so abzustimmen, dass wir sagen, nicht jeder Ort kann mit allem gleich dran sein.
Wenn wir zu einer Ortschaft gesagt haben, euer Objekt wird erst im nächsten oder im übernächsten Jahr realisiert, dann konnte sich jeder auch immer 100%ig darauf verlassen, dass es dann auch eingestellt und umgesetzt wurde. So sind wir reihum durch alle Ortschaften gegangen.
Jeder weiß, dass er sich auf dieses Verfahren verlassen kann.
Auch deshalb gibt es im Stadtrat kein unnötiges Palaver. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass alles, was wichtig ist und alles, was im Vorfeld beraten werden soll, vorher in allen Ausschüssen, denen ich auch selbst vorstehe, ausgiebig beraten wird.
Und da ist viel Abwägen, viel Fachkenntnis und oft auch eine Menge Geduld erforderlich.
Wenn es spruchreif ist zur Beschlussfassung, geben wir es in den Stadtrat.
Feldpost:
Mit der Neuberechnung der Grundsteuer fürchten viele Bürger, wird es zu einer Erhöhung der Hebesätze in den Kommunen kommen?
Torsten Seelig:
Mit mir als Bürgermeister wird es eine Erhöhung der Hebesätze nicht geben!
Feldpost:
Zum Schluss die Frage, was können die Bürgerinnen und Bürger in der nächsten Wahlperiode von Bürgermeister Torsten Seelig erwarten?
Torsten Seelig
Ich mache den Beruf des Bürgermeisters noch mit der gleichen Freude und Leidenschaft, wie ich vor über 30 Jahren damit angefangen habe.
Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass wir eine positive Entwicklung nehmen, um all unsere gesteckten Investitionsziele auch zu erreichen.
Es tun sich immer wieder neue Chancen und Möglichkeiten auf, es gibt neue Förderprogramme.
Es ist meine Aufgabe, am Ball zu bleiben und eine solide Arbeit zu machen.
Feldpost:
Wir bedanken uns für das Gespräch!