Der Kobold an „Carius Gehre“

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Sagen, Geschichten, Kuriositäten

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Der Kobold an “Carius Gehre”

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Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Kreis Wittenberg, Wittenberg 1973, S. 83.

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Jeder in Wartenburg wusste, es spukt an „Carius Gehre“.

Das war der von jeher so beliebte Weg derer, die des Nachts ernten, was sie nicht gesät haben. In den Carius’schen Garten aber getraute sich niemand, denn Großvater Carius konnte hexen und die „Herren Spitzbuben“ auf die Bäume bannen, wie jeder eines Abends mit eigenen Augen sehen konnte.
Der Spitzbube machte die verzweifelten Anstrengungen, kam aber nicht vom Baum herunter.
Großvater Carius „hat eben den Kowwelt im Nacken!“ – Dass sein Nachbar für eine gute Belohnung seinem Freund Carius zuliebe den Dieb spielte, sich „bannen“ ließ und dessen Zauberkunst damit bewies, – das sagten natürlich beide nicht.

Jedenfalls blieben die Carius’schen Äpfel „ungeschoren“.
Der alte Nachtwächter, dem das schöne Wächterlied in den Mund gelegt wurde:

Der Tag vertreibt die finstre Nacht,
Ich hab‘ ein schön Stück Holz gebracht,
Du, Frau, wollns gleich noch sägen! -,
also auch dieser Wächter und Hüter des Gesetzes kannte den Schleich- und Diebesweg nur zu gut.

Als er eines Nachts wieder mit seiner Holzlast auf dem Rücken daher keuchte, wurde sie plötzlich zentnerschwer.
Das konnte nur der „Kowwelt“ sein, der aufgestiegen war!
Abwerfen konnte er die Last nicht, fortbringen aber auch kaum mehr.
Noch mehr keuchend, in Angstschweiß gebadet, unter dem Anrufen aller guten Geister, schleppte er sich mühselig bis in Heßlers Gasse.
DA wurde die Last plötzlich wieder leichter, seine Bitte war gehört worden – Carius war ebenso leise herabgeglitten, wie er sich „drangehängt“ hatte, und unter seinen Zaun getreten.
Der geängstigte Nachtwächter hat – bestimmt ohne sein Holz – abermals um den schrecklichen „Kowwelt“ Lärm geschlagen.

(in: Sagen und Geschichten aus dem Kreis Wittenberg, Wittenberg 1973, S. 83)

Gerit Orbitz

Nachtrag:

Wo oder was ist denn Carius Gehre?

Die Wartenburger haben ja so ihre Schwierigkeiten in der Unterscheidung zwischen harten und weichen Konsonanten.
Mit dem Wort „Gehre“ wird sicherlich die Kehre (enge Kurve, Haarnadelkehre, Spitzkehre) gemeint sein.
Carius war über Jahrzehnte der Bauernhof am Ortseingang von Elster rechts (Zur Elbe 1).

Heute würden wir also sagen: „Bei Franzkes an der Ecke“

Günter Korge

Bildquelle: CHAT GPT, Dalle 3

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