Vor 100 Jahren – Pfarrer Gustav Wernecke geht in Pension (überarbeitet)

32 Jahre war er Pfarrer in der Gemeinde Wartenburg.
Im Herbst 1915 ist er in den Ruhestand getreten, ein genaues Datum war im Kirchenarchiv nicht zu finden, keine Unterlagen zur Verabschiedung, keine letzte Predigt.

Zu jener Zeit war Deutschland bereits seit über einem Jahr mit der Welt im Krieg. Der Ort hatte die ersten Gefallenen zu beklagen. Die Not der Kriegsjahre machte sich bereits bemerkbar.
Da war diese Zäsur im Pfarrersamt vielleicht nicht so von Bedeutung.

Zum Glück hat die Mitteldeutsche Zeitung ordentlich in alten Unterlagen recherchiert.
In der MZ vom 07.10.2015 war unter der Rubrik "Vor 100 Jahren" folgender Artikel zu lesen:

"Unserm um das Gemeindeleben hochverdienten Herrn Pastor Wernecke ist anläßlich seines am 1. Oktober erfolgten Uebertrittes in den Ruhestand der Rote Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife Allerhöchst verliehen worden. Herr Pastor Wernecke verlegt seinen Wohnsitz nach Nöschenrode bei Wernigerode. Die aufrichtigsten Wünsche begleiten den allverehrten, hochverehrten Seelsorger."

(Wittenberger Allgemeine)   

Gustav Wernecke gehört zu den prägenden Persönlichkeiten unseres Ortes.

Im Jahre 1913 verfasste er seine Festschrift "Wartenburg einst und jetzt" die noch heute das Standardwerk für alle heimatgeschichtlich Interessierten schlechthin ist. Taucht die Frage auf, wann, was und wie das mit der Geschichte von Wartenburg war, wird erst einmal bei Wernecke nachgeschlagen.
Zur großen 100-Jahrfeier der Schlacht bei Wartenburg war er der Vorsitzende des Festkomitees und so maßgeblicher Mitorganisator. Auch an der Errichtung des Yorck-Denkmals hatte er große Anteil.

Gustav Wernecke wurde am 01.04. 1842 in Kalbe/Milde in der Altmark geboren.
Er studierte Theologie und wurde 1869 ordiniert.
Im Jahre 1871 heiratete er in Wartenburg Johanna Brunner, Tochter des hiesigen Pfarrers Carl Brunner.
Über die Pfarrstellen Gruna bei  Wurzen (1871-1875) und Bad Schmiedeberg (1975-1883) "beerbte" Gustav Wernecke seinen Schwiegervater und wurde Pfarrer in Wartenburg. Seine Frau, Johanna Wernecke, die in Wartenburg geboren und aufgewachsen ist, soll an dieser Entscheidung nicht ganz unbeteiligt gewesen sein.
Bis 1915 blieb er Pfarrer im Ort und ging mit 73 Jahren !! in den Ruhestand, den er bis zu seinem Tod am 27.02.1930 in Wernigerode verbrachte, seine Frau Johanna starb bereits 1921.

Das Ehepaar hatte neun Kinder von denen bereits 2 Söhne vor Vollendung des ersten Lebensjahres starben, ein Sohn nahm sich mit 21 Jahren das Leben.

Beerdigt wurde Gustav Wernicke auf dem Theobaldi-Friedhof in Wernigerode, wo noch heute das Familiengrab vorhanden ist.

Einige Nachfahren der Familie konnten wir in Wartenburg zur 200-Jahrfeier der Schlacht begrüßen.

 

Quelle: Sabine Podolsky "Tagebücher der Johanna Wernecke"

                        

            

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