„Denkt ihr wirklich, ein Theaterstück könnte ein Dorf retten? Glaubt ihr das wirklich?“

Vor der alten Schule

Keine Tankstelle, kein Handyempfang und gestrandet mit dem Mordauftrag am Müllers Sohn mit der Glückshaut in einem DORF (ächz) – in Wartenburg. Der König hätte gern, dass es nun klar weitergeht – nämlich mit einer frischen Leiche! Doch das Glück ist dem Glücklichen das erste Mal hold und alles Weitere geht hoch her und tief runter.

In der Kirche

Denn: „Das Leben ist ein Traum und der Himmel die Realität. Wir sind dazwischen. (…) Das Dorf zwischen Traum und Realität“. Oder doch zwischen Paradies und Hölle? Adam bleibt nicht nur Mensch, sondern wird zum Mann, Eva vom Leben zur Frau, die Elbe zum Amazonas und Hermes beklaut sich selbst. Vergangenheit wird verdrängt, Aufarbeitung gestaltet sich schwierig. Arbeit und Kommunismus kommen uns dazwischen. Doch „was der Mensch wirklich braucht, ist frisch gekochte Marmelade“ und das Wohl der Anderen, die Gemeinschaft.

Vor der Kirche

Das Wohl der Anderen? Da hört die Liebe auf!: Bei jenen, die weggehen und in der weiten Welt ihr Glück suchen, brechen die Schuldgefühle auf und jene, die zurückbleiben und die Alten pflegen, weinen. Eine gute Fee erzwingt die Familien-Therapie.

Bei den Eichen

Überhaupt diese Befindlichkeiten! Da braucht es einen Coach, um zu kommunizieren und neue Ideen zwischen den Parteien zu generieren. Die Männer wollen Kaffee, die Frauen ein kühles Bier, aber alle wollen eine neue Beschilderung für den Radweg – damit uns wenigstens die Touristen finden.

Vor der Weintraube

Doch was muss der Fremde sehen: Abhängen mitten auf der Straße mit der Best-friends-ever (wo war nochmals der Dorfplatz?), Schwanger vom Ex-Freund der Anderen, Kuhpatenschaft mit neuer Liebe und plötzlich ist Betty tot – ja, verstehst Du denn gar nichts? – Der gefährliche Glückshautträger wird zum Teufel geschickt. Der König erschießt brutal seine alten Keller-Leichen bis die eigene Beziehung platzt. Dem Glücklichen ist des Teufels Großmutter hold und drei goldene Haare werden dem König zum Verhängnis – er löst in seiner Gier endlich den Fährmann auf seinem Senioren-Mobil ab. Glück und Glückshautträger sind wieder vereint und Adam erkennt seine Scham. Darauf dann erst einmal Schampus! – Und: Sie können nun klatschen.

Anspruchsvoll, was die Künstler von Theatrale Angelegenheiten (http://www.theatrale-angelegenheiten.de/projekte/27) aus Aussagen und Erleben von/mit Dorfbewohnern aus einer 14-tägigen Recherche innerhalb der letzten Monate entwickelt haben. Die Rahmenhandlung mit Herrn König und seinem Auftragsmord am Müllers Sohn mit der Glückshaut wird durchsetzt mit Nachdenken über Himmel und Teufel, über Arbeit und Kommunismus, Vergangenheitsbewältigung und Zusammenleben in einem Dorf und dem Verlassen des Paradieses. Das Ganze wird unterlegt mit mal atmosphärischen, mal drängenden Klängen, wo eine E-Gitarre auch mal mit einem Geigenbogen bearbeitet wird, diverse Percussion-Instrumente zum Einsatz kommen oder auch eine Kantele.

Wer ist eigentlich dieser Müllers Sohn? Das Theaterstück? Oder Wartenburg selbst? Und was ist die Glückshaut? Die offene Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Dörflern? Oder die Gemeinschaft hier?

Das Stück reißt Themen an, die einzeln wahrscheinlich auch schon jeweils einen Abend füllen könnten: Infrastruktur und digitale Anbindung im Ländlichen Raum, Vergangenheitsbewältigung aus Krieg, Vertreibung oder auch aus der Zeit des Kommunismus und Zusammenleben in dörflichen Gemeinschaften, Dorfentwicklung zwischen kreativen Träumen und bürokratischer Realität, demografischer Wandel und Lebensqualität in ländlichen Räumen.

Wo soll man da nur anfangen? Mit kleinen Schritten? Ja, kann man denn mit einem Theaterstück ein Dorf retten? Glauben wir das wirklich? Ja, warum eigentlich nicht?! „Große Aufgaben sind zum Wachsen da“ – und Kleine auch! Ich bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht

(Christine Zepperitz)

Kunst ist Waffe. Frei nach Friedrich Wolf. (nguenther)

 

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… und Aufnahmen von zwischendurch

 

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