Ein Schloss ohne Weiße Frau oder andere Spukgeister ist fast undenkbar, und dennoch haben wir im Kreis Wittenberg ein solch altes Gebäude „ganz ohne“ -, das sich im langen Schlossteich spiegelnde alte Wartenburger Schloss. Es liegt wohl daran, dass bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts keine der feudalen Familien darin gewohnt hat. Eine harmlose Geschichte ist jedoch über das Schloss erhalten geblieben und wurde in der Dorfchronik aufgezeichnet:
Ein durchaus ehrenwerter Mann hatte einstmals in einem Flügel des Schlosses vorübergehend Wohnung genommen. Er fühlte sich nicht sehr wohl in den spärlich mit uraltem Hausrat möblierten Zimmern. Eines Abends hatte er ein Buch aus einem alten Schrank geholt, sich gemütlich in einem Sessel niedergelassen und darin gelesen. Plötzlich schlug ihm eine Hand das Buch vor der Nase zu. Er öffnete es wieder und las weiter. Und noch zweimal erschien die geisterhafte Hand und klappte das Buch zu. –
Bald darauf hat er Wartenburg nach erledigter Arbeit verlassen, und nichts Weiteres von diesem Spuk ist bekannt geworden.
(in: Sagen und Geschichten aus dem Kreis Wittenberg, Wittenberg 1973, S. 51)